Geschichte
NR wurde erstmals 2004 als natürlich vorkommender Nährstoff in Milch identifiziert, als Forscher seine Rolle als NAD+-Vorläufer beim Menschen entdeckten. Diese Entdeckung legte die Grundlage für nachfolgende Forschungen zum NR-Stoffwechsel und dessen potenziellem Einsatz in der Nahrungsergänzung.
Chemische Struktur
Nicotinamid-Ribosid ist ein Pyridin-Nukleosid-Derivat von Nicotinamid. Es besteht aus einer Nicotinamid-Gruppe, die an einen Ribose-Zucker gebunden ist. NR ist einer von mehreren NAD+-Vorläufern, zusammen mit Nicotinamid und Nicotinamid-Mononukleotid (NMN), welches ein Zwischenprodukt im NAD+-Biosyntheseweg ist.
Ernährungsquellen
NR kommt natürlich in Milch, Hefe und bestimmten Gemüsesorten vor. Die Konzentrationen in typischen Ernährungsweisen sind gering, daher wird NR auch in Form von Nahrungsergänzungsmitteln als Nicotinamid-Ribosid-Chlorid angeboten, um eine standardisierte Dosierung zu gewährleisten.
Rolle im Körper
NR trägt zum zellulären Pool von NAD+ bei, einem essentiellen Coenzym in zahlreichen Stoffwechselreaktionen. NAD+ fungiert in Redoxreaktionen, überträgt Elektronen bei der Zellatmung und dient außerdem als Substrat für Enzyme wie Sirtuine und Poly(ADP-Ribose)-Polymerasen (PARPs). Diese Enzyme sind an Energiestoffwechsel und der Erhaltung der genomischen Integrität beteiligt.
In Zellen wird NR durch Nicotinamid-Ribosid-Kinasen phosphoryliert, um NMN zu bilden, das dann über den NAD+-Salvage-Weg zu NAD+ umgewandelt wird. Dies unterstreicht die metabolische Verbindung zwischen NR und NMN sowie die vielfältigen Wege, über die NAD+-Spiegel aufrechterhalten werden.
Absorption und Bioverfügbarkeit
Die Bioverfügbarkeit von NR beschreibt das Ausmaß und die Geschwindigkeit, mit der NR aufgenommen wird und im Blutkreislauf für die Umwandlung zu NAD+ verfügbar ist. Studien am Menschen haben gezeigt, dass NR oral bioverfügbar ist:
- Darmabsorption: NR wird hauptsächlich im Dünndarm aufgenommen. Enzyme wie Nicotinamid-Ribosid-Kinasen phosphorylieren NR zu NMN, das dann in den NAD+-Biosyntheseweg eintritt.
- Blutspiegel: Die orale NR-Supplementierung erhöht NAD+ und verwandte Metaboliten im Vollblut und in peripheren mononukleären Blutzellen (PBMCs). Diese Anstiege sind innerhalb von Stunden nach Einnahme messbar und können durch wiederholte Dosierung aufrechterhalten werden.
- Gewebeverteilung: Tier- und Humanstudien deuten darauf hin, dass NAD+, das aus NR stammt, in mehreren Geweben verteilt wird, einschließlich Skelettmuskel und Leber. Während die genaue Gewebeverteilung beim Menschen noch untersucht wird, gilt NR als wirksam zur Erhöhung systemischer NAD+-Spiegel.
- Vergleich mit anderen Vorläufern: NR unterscheidet sich von Nicotinamid und Nicotinsäure in Absorptions- und Umwandlungseffizienz. NR umgeht einige Zwischenschritte im NAD+-Salvage-Weg, was potenziell zu einer direkteren NAD+-Produktion in bestimmten Geweben führt. Seine metabolische Verbindung zu NMN zeigt, wie mehrere Wege zusammenwirken, um NAD+-Spiegel aufrechtzuerhalten.
Quellenangaben
- Bieganowski, P., & Brenner, C. (2004). Discoveries of nicotinamide riboside as a nutrient and conserved NRK genes establish a Preiss-Handler independent route to NAD+ in fungi and humans. Cell, 117(4), 495–502.
- Yoshino, J., et al. (2017). NAD+ intermediates: The biology and therapeutic potential of nicotinamide riboside. Cell Metabolism, 27(3), 529–547.
- Damgaard, M. V., et al. (2023). What is really known about the effects of nicotinamide riboside supplementation in humans? Science Advances, 9(2), eadi4862.
- Martens, C. R., et al. (2018). Chronic nicotinamide riboside supplementation is well-tolerated and elevates NAD+ in healthy middle-aged and older adults. Nature Communications, 9(1), 1286.
- Nanga, R. P. R., et al. (2024). Acute nicotinamide riboside supplementation increases cerebral NAD+ levels in healthy human volunteers. Magnetic Resonance in Medicine, 92(1), 1–9.
