Energy-Drinks werden als schnelle Lösung gegen Müdigkeit vermarktet und setzen stark auf Koffein und Zucker, um sofort ein Gefühl von Wachheit zu vermitteln. Ein genauerer Blick auf die Wissenschaft zeigt jedoch, dass dieser kurzfristige Energieschub mit mehreren metabolischen und physiologischen Nachteilen einhergeht, die letztlich die langfristige Vitalität beeinträchtigen.
1. Die Zuckerkaskade: Hyperglykämie und der unvermeidliche Absturz
Klassische Energy-Drinks sind berüchtigt für ihren hohen Gehalt an schnell aufgenommenen Einfachzuckern (oft Saccharose und Glukose). Eine Standarddose von 500 ml kann leicht über 50 Gramm Zucker enthalten und damit die empfohlene maximale Tageszufuhr überschreiten.
Der anfängliche Höhepunkt: Nach schneller Einnahme überschwemmt dieser Zucker den Blutkreislauf und verursacht einen starken Anstieg des Blutzuckerspiegels (Hyperglykämie). Dies veranlasst die Bauchspeicheldrüse, eine massive Insulinausschüttung zu starten.
Der Absturz-Effekt: Das überschüssige Insulin entfernt den Zucker effizient aus dem Blut, oft mit Überschuss. Dieser schnelle Abfall des Blutzuckers unter den Normalwert (reaktive Hypoglykämie) verursacht den berüchtigten „Energieabsturz“ – gekennzeichnet durch plötzliche Müdigkeit, Reizbarkeit, Konzentrationsschwierigkeiten und oft ein Verlangen nach mehr Zucker oder Koffein.
2. Zahnerosion: Der doppelte Angriff
Die Kombination aus hohem Zuckergehalt und hoher Säure macht Energy-Drinks zu einer erheblichen Bedrohung für die Zahngesundheit.
Saurer pH-Wert: Die meisten Energy-Drinks haben aufgrund von Zitronensäure und anderen Geschmacksverstärkern einen niedrigen pH-Wert (sind also stark sauer). Diese Säure beginnt sofort, die Mineralstruktur des Zahnschmelzes aufzulösen – ein Prozess, der als Zahnerosion bekannt ist.
Zucker als Nährstoff: Der verbleibende Zucker dient dann schädlichen Mundbakterien als Nahrung, die mehr Säure produzieren, was zu einem sekundären Säureangriff und einem erhöhten Risiko für Zahnkaries (Karies) führt.
3. Das Koffein-Dilemma: Schlaf und Angst
Obwohl Koffein ein starker Stimulans ist, können die hohen, konzentrierten Dosen in Energy-Drinks den natürlichen Rhythmus des Körpers stören.
Schlafstörung: Eine Dosis von 200 mg oder mehr, besonders wenn sie später am Tag konsumiert wird, erhöht die Einschlafzeit (die Zeit bis zum Einschlafen) deutlich und reduziert die Menge an erholsamem Tiefschlaf und REM-Schlaf.
Erhöhte Angst: Hoher Koffeinkonsum überstimuliert das zentrale Nervensystem, was bei empfindlichen Personen Gefühle von Angst, Nervosität und Unruhe verstärken kann.
Fazit
Die „Energie“, die klassische Energy-Drinks liefern, ist nicht nachhaltig, flüchtig und erzeugt einen Abhängigkeitszyklus. Für ein wirklich anhaltendes, ausgewogenes Energieniveau weisen die Belege weg von akutem Zucker hin zu Lösungen, die die zugrunde liegende Stoffwechselgesundheit, eine konstante Mikronährstoffzufuhr und natürliche Energiewege unterstützen.
Quellen
- Visram, S., et al. (2016). Die gesundheitlichen Auswirkungen von Energy-Drinks auf Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene: eine systematische Übersichtsarbeit und Metaanalyse. Systematic Reviews, 5(1):64.
- General Dentistry (2012). Studie zeigt, dass Energy-Drinks doppelt so viel Zahnschäden verursachen wie Sportgetränke. General Dentistry, Pressemitteilung, Mai 2012.
- Cappelletti, S., et al. (2014). Koffein: Kognitive und körperliche Leistungsfähigkeit, Müdigkeit und Stimmungsverbesserung. Current Neuropharmacology, 13(1), 71-88.
